J ö r g s   E i s e n b a h n e n
Mladejov 1990

In Mladejov dampfte eine der faszinierensten Bahnen, die ich kennengelernt habe! Was den Reiz ausmachte, war nicht allein der Dampfbetrieb und die genialen Stütztenderloks, sondern hier stimmte das ganze Ambiente und das Flair.

Als ich mich mit einem Hobbykollegen im April 1990 auf den Weg in die damalige Tschechoslowakei machte, war zudem der Nervenkitzel groß. Denn es war völlig ungewiss, was uns in Mladejov erwarten sollte. Schließlich lag die einzige Info, die wir über die Bahn hatten, nämlich ein Bericht im Eisenbahn-Magazin, schon zwei Jahre zurück und seither hatten wir nichts mehr in der Fachpresse darüber gelesen. Wurde noch mit Dampf gefahren? War die Bahn überhaupt noch in Betrieb? Es war eine Fahrt ins Blaue.

Und so erreichten wir Mladejov in der Nacht des 11.4.90, quartierten uns ein, um morgens, kurz vor Sonnenaufgang an der Strecke aufzuschlagen. Ich erinnere mich noch genau an die Stille, die über dem Örtchen lag und vom ersten Hahnenschrei durchbrochen wurde. Die Häuser und Bauernhöfe waren noch in Nebel getaucht. Idylle pur! Und eine Wahnsinnsspannung.

Und dann kam ein Züglein! Aber oh je – es war Diesel bespannt, welch eine Enttäuschung! Doch nur Minuten später die Erlösung: Eine Dampfwolke erschien am Horizont und brachte einen zweiten Zug die Steigung hinauf. Wie sich dann herausstellte, wurden die Züge auf dem ersten, dem steilsten Stück generell geteilt gefahren und bei der ersten Ausweiche vereinigt. Den Rest erledigte die Dampflok dann alleine. Während unseres Besuchs war die Nr. 1 im Einsatz (Krauss Linz 7485/1920).